Tim Wolff, wo hört der Spaß auf?
Am Tag, an dem islamistische Terroristen die Mitarbeiter der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" 2015 erschossen, stand das Telefon bei Tim Wolff, dem Chef der deutschen Satire-Zeitschrift "Titanic" nicht mehr still. Alle wollten mit ihm sprechen, Kamerateams standen vor der Redaktion Schlange. Fast jeder Journalist fragte, ob Wolf Angst habe, so erinnert er sich. "Angst kommt erst auf, wenn Polizisten mit Maschinengewehren am Fenster vorbeilaufen, um uns zu beschützen", sagt Wolff in der neuen Folge von "Am Tresen", dem F.A.Z.-Gesprächspodcast. Er erinnert sich, wie plötzlich eine Handvoll "ehemaliger Klassenclowns" sehr ernsten Polizisten gegenüber saß, er unter Polizeischutz stand und eine Bombenattrappe als polizeiinterne Übung vor seiner Wohnung abgelegt wurde.
Nach fünf Jahren an der Spitze ist Tim Wolff seit gut einem Monat nicht mehr Chefredakteur der „Titanic“. "Am Tresen" einer Trinkhalle im Frankfurter Gallusviertel berichtet er von seinem zwiespältigen Verhältnis zur Arbeit des Fernsehsatirikers Jan Böhmermann. Welche Politiker am meisten gegen die Satire-Zeitschrift geklagt haben ("Wenn es humorlose Politiker gibt, dann sind sie immer in der SPD") und warum sich die "Titanic" besonders gerne von der katholischen Kirche verklagen lässt - die hatten nämlich zunächst gegen ein Titelbild Klage eingereicht, die "Titanic" bekam dadurch viel Aufmerksamkeit und im letzten Moment, "bevor es teuer wurde" hatte die Bischofskonferenz die Klage zurückgezogen. "Mit dem Vatikan würde ich jederzeit wieder zusammenarbeiten. Das war optimal", sagt Wolff.
Außerdem erklärt der Satiriker, wie ein guter Witz funktioniert, wieso er selbst keinen erzählen kann, warum die Sketche von Loriot heute nicht mehr funktionieren würden und warum er deutsches Kabarett nicht erträgt.
Kommentare
Neuer Kommentar