FAZ Am Tresen - Der Gesprächspodcast

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Harald Schmidt, sollte Söder Kanzlerkandidat werden?

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Die Vorstellung von Timo Fraschs Buch „Sie stellen mir Fragen, die ich mir nie gestellt habe“ nahm der Autor zum Anlass, mit Harald Schmidt, einem seiner Lieblingsinterviewpartner, über gute Interviews zu sprechen – und über Lessing und Jens Spahn und Anne-Sophie Mutter und Bourdieu und Hansi Hinterseer sowie Fotos von Björn Höcke und das Klo von Michael Glos.

Es handelt sich um einen Mitschnitt vom 21. Februar 2020.

Horst Lichter, wie haben Sie durchgehalten?

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Bis zu 200 Tage im Jahr wohnt Horst Lichter im Hotel Savoy in der Kölner Innenstadt, wenn er die erfolgreiche Trödelsendung „Bares für Rares“ moderiert. Die Hotelbar, in der das Gespräch stattfindet, nennt er sein „zweites Wohnzimmer“. Der Schauspieler Leonard Lansink, der den Privatdetektiv Wilsberg spielt, sitzt drüben, später kommt Thomas Gottschalk mit Rollkoffer vorbei, Lichter und er sitzen später gemeinsam in einer Fernsehshow. Im Podcast spricht Lichter, der am 22. Dezember im ZDF in der Dokumentation „Horst Lichter sucht das Glück“ mit dem Motorrad durch Kroatien reist, über seine dunkelsten Stunden: Mit Mitte 20 der erste Hirnschlag, zwei Jahre später der nächste, dazu einen Herzinfarkt, wenige Jahre später Schulden über eine Millionen. Das Fernsehen entdeckte ihn erst viel später. Wie er hat er es trotzdem geschafft durchzuhalten?

Lars Klingbeil, wieso hat Farin Urlaub Sie in die Politik gebracht?

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Lars Klingbeil hat einen schwierigen Job: Er soll die SPD erneuern, seit zwei Jahren macht er das. Sechs Parteivorsitzende hat er in der Zeit verabschiedet, am Wochenende werden mit Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zwei neue gewählt. Klingbeil, 41, ist direkt gewählter Abgeordneter aus Niedersachsen und Digitalpolitiker. Im Gesprächspodcast “Am Tresen” geht es darum, wie Farin Urlaub ihn in die Politik gebracht hat und wie es ist, wenn Altkanzler Gerhard Schröder und Niededersachsens Ministerpräsident Stephan Weil auf der eigenen Hochzeit zu Gast sind, wieso die SPD mehr Eckkneipe als hippes Café ist und wie ihn Farin Urlaub in die Politik gebracht hat.

Vincent Klink, warum sterben Küchenchefs jung?

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Zeit hat er eigentlich immer, schrieb Vincent Klink vorher. Am besten vormittags und in seinem Restaurant, da ist er die meiste Zeit. Vincent Klink, 70, kocht nicht im Tagesgeschäft mit, er versteht sich eher wie ein Fußballtrainer, der seine Mannschaft trainiert. Seit 50 Jahren ist Klink Koch, seit 40 Jahren hat er eine eigene "Kneipe", wie er sein Restaurant nennt, und mit kleiner Unterbrechung hat er durchgehend einen Stern im renommierten Guide Michelin. Klink macht keinen Urlaub, er verbindet Arbeit mit Lust. Wie geht das? Nebenbei gibt er Blockflötenkonzerte, hat ein Bienenvolk und schreibt gefeierte Bücher über Essen und das Kochen. Warum er als Fleischesser eher vom Fleisch abrät, wie er mal die Hierarchien in seiner Küche abschaffen wollte und wieso die Kunst in seinen ersten Jahren als Koch seine Rettung war, erzählt er im Podcast.

Johannes Nichelmann, warum ist es so schwer, mit den Eltern über die DDR zu reden?

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Als kleiner Junge fand Johannes Nichelmann gemeinsam mit seinem Bruder die NVA-Uniform seines Vaters. Reden wollte dieser über jene Zeit jedoch nicht. Diese Lücke kennen viele junge Menschen aus Ostdeutschland. Nichelmann ist ihr in seinem Buch Nachwendekinder (erschienen im September bei Ullstein fünf) nachgegangen. „Leute aus beiden Landesteilen denken, dass unsere Generation nichts mehr mit der DDR zu tun hat“, sagt der 1989 geborene Nichelmann im Podcast-Gespräch. Und setzt gleich hinzu, dass das Bild der DDR bislang zwischen zwei Extremen pendele: „In den Erzählungen der Elterngeneration war die DDR 40 Jahre steiler Sommerausflug an der Ostsee und im Fernsehen war sie 40 Jahre Stasi-Knast mit Guido Knopp. Aber das Dazwischen wurde nie erzählt.“

Wie dieses Dazwischen aussehen könnte, wie er selbst sich an das Thema herangearbeitet hat und wie seine Familie darauf reagierte, all das erzählt er im Gespräch am Tresen der Shuka Bar im Frankfurter Bahnhofsviertel.

Denis Scheck, warum sind Sie von der Zukunft enttäuscht?

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Als Denis Scheck 13 Jahre alt war, gründete er eine Literaturagentur und wollte seine Helden der amerikanischen Science Fiction-Literatur im deutschsprachigen Raum vertreten. So handelte er mit der DDR und freundete sich bei einem Stammtisch in Stuttgart mit Koryphäen der Literaturübersetzung an. Ob er sich mit dem Denis von damals gut verstehen würde? „Nein“, sagt Scheck. Inzwischen ist Scheck, 54, mit seiner Sendung „Druckfrisch“ in der ARD einer der einflussreichsten Literaturkritiker Deutschlands. Im F.A.Z.-Gesprächspodcast „Am Tresen“ spricht Scheck über seine Kindheit in einem kleinen Dorf, Lesen als Rettung, politische Korrektheit, wieso er von der Zukunft enttäuscht ist und wieso Fernsehserien keine Chance gegen Bücher haben.

Carolin Kebekus, warum hatten Sie Angst vor Jesus?

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An einem normalen Kiosk in Köln könne man das Gespräch mit Carolin Kebekus nicht führen, ist ihr Manager überzeugt. Zu viele blieben stehen, wollten Autogramme oder Selfies.  Deshalb geht es in den hinteren Teil eines Büdchens in der Südstadt, wo Bierkisten lagern. In Köln ist Kebekus, die im Stadtteil Ostheim aufgewachsen ist, FC-Fan und begeisterte Anhängerin des Karnevals ist, eine Art Volksheldin.

In ihrer Kindheit in Ostheim spielte der Glaube eine wichtige Rolle - ihre polnische Oma gab ihr mit, dass Jesus alles sieht und Fehler bestraft. Als in der modernen katholischen Kirche, in der sich ihre Familie engagierte, ein Kruzifix aufgehängt wurde, bekam sie Angst vor der ausgemergelten Jesus-Figur. Im Podcast erzählt sie, wieso sie sich vom Glauben abwandte, dass sie ein hässliches Kind war, wie sie später mit ihrer Oma nach Polen reiste, um sich dort die alte Heimat anzuschauen und wie ihre Kindheit in der Kölner Vorstadt bis heute ihrer derbe Comedy prägt. 

Kebekus, die in ihren Programmen immer wieder das Hohelied auf Leberwurstbrot und Mettbrötchen sang, isst inzwischen weniger Fleisch. Die letzte Kuh, die auf ihren Teller kam, kannte sie persönlich. Sie hieß Lise. "Auf der einen Seite war es komisch, dass man die Kuh kannte, aber bis auf das Hinfallen am Ende musste sie nicht leiden, sie hatte ein gutes Leben", sagt Kebekus. Außerdem reden wir "Am Tresen" über Greta Thunberg, Sexismus in der Comedy und die Folgen der MeToo-Debatte.

Aladin El-Mafaalani, wie integriert man die Gegner der offenen Gesellschaft?

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Der Dortmunder Integrationsforscher Aladin El-Mafaalani vertritt die These: Dass es mehr Konflikte um Integration gibt, ist ein Zeichen für bessere Integration. Aus seiner Sicht ist die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört ein Zeichen dafür, dass Muslime viel besser integriert sind. Im Podcast spricht er darüber, wie es Deutschland gelungen ist, innerhalb kurzer Zeit, zu einem der liberalsten Länder der Welt zu werden und wieso AfD und Grüne gerade deshalb so stark sind. Es geht um Leitkultur, Fortschritt und was das Ruhrgebiet ausmacht. Um die Frage, warum die einen Neukölln mit all seinen Problemen als "Place to be" halten und die anderen als Hölle empfinden, in der alles falsch läuft. El-Mafaalani, Autor des Bestsellers “Das Integrationsparadox”, war für eineinhalb Jahre als Abteilungsleiter im Integrationsministerium von NRW. Er spricht darüber, was die Probleme von Integrationspolitik sind und wie sie ganz konkret funktioniert.

Torsten Sträter, können Depressionen lustig sein?

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Als Torsten Sträter seine ersten Auftritte auf Poetry-Slam-Bühnen machte, war er Anfang 40 und arbeitete in einer Spedition als Disponent. Dieter Nuhr entdeckte Sträter und holte ihn mit 46 ins Fernsehen. Seitdem tritt er mit markanter Mütze auf und liest von einem Tablet seine Texte vor - etwa bei “Extra 3” oder “Nuhr im Ersten”. Auch die Depressionen, die ihn über Jahre begleitet haben, hat er in einem Text verarbeitet. Im Gesprächspodcast redet er darüber, wie sich seine Depressionen anfühlten, was an ihnen komisch sein kann und wieso jeder Beinbruch besser auszuhalten ist.

Sträter spricht darüber, wieso er sich gelegentlich mit den Kommentatoren unter seinen Videos anlegt, wieso er nicht über Kollegen lästert und warum er nie wirklich aus dem Ruhrgebiet weggezogen ist. Wir treffen Sträter am Kiosk "Zwischenstopp" im Dortmunder Kreuzviertel - und er erklärt, was ihm die Stadt bedeutet und was man an einem freien Tag unternehmen kann.

Ulrich Endres, wie fühlt es sich an, einen Mörder zu verteidigen?

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Ulrich Endres hat als Strafverteidiger in über 150 Tötungsdelikten die Verteidigung übernommen. Er spricht von der Königsdisziplin seines Berufs. Bundesweit bekannt wurde er, als er Markus G. vertrat, den Mörder des Bankierssohns Jakob von Metzler. Endres ist inzwischen Mitte 70, fast 40 Jahre Strafverteidiger - und er kennt sich aus mit menschlichen Abgründen.

Endres, der seine Praxis im Frankfurter Stadtteil Höchst hat, ist auch in Rapper-Kreisen bekannt. Wenn es Probleme gebe, heißt es in einem Songtext: "Call Endres Endres." Endres, der in einem Porträt in der F.A.Z. mal der "Mann fürs Grobe" genannt wurde, ist bekannt für klare Worte. Wenn er einen Freispruch für einen Schuldigen erzielt, sei er stolz, dass das System funktioniere. Lieber zwei Freisprüche für Schuldige als einen Schuldspruch für einen Unschuldigen, ist seine Devise. Warum er bei Mandanten vor Gericht manchmal von Angstschweiß riechen und wieso er immer wissen will, ob jemand die Tat begangen hat, das erzählt er im Gesprächspodcast "Am Tresen".

Über diesen Podcast

Am Tresen der Trinkhalle bleibt man kurz stehen, um zu plaudern – mit den Nachbarn oder Bekannten. Genau da treffen sich unsere F.A.Z.-Redakteure Maria Wiesner und Timo Steppat mit spannenden Menschen. Jede Episode stellt eine andere interessante Persönlichkeit vor, von der Spitzenköchin über Schriftsteller, Comedians und Schauspieler. Mit dabei sind u.a. Carolin Kebekus, Horst Lichter und Torsten Sträter.

Alle Folgen können jederzeit auch hier angehört werden: https://www.faz.net/podcasts/am-tresen.

von und mit Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ

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